Der Unglückself


Der Unglückself

eine schwere Entscheidung
Es war hektisch wie jeden Morgen im Hause Mitchell welches irgendwann um 1920 in die idyllische Kleinstadt Birchplace gebaut wurde.

Birchplace lag irgendwo im hohen Norden der vereinigten Staaten kurz vor der kanadischen Grenze. und war umgeben von einem herrlichen Bergpanorama.

Sarah stand, nicht nur im Jahre 2019, sondern auch im Morgenmantel in der Küche und machte das Frühstück. Es war die Weihnachtswoche und alle hatten bereits frei.

Während sie Pancakes backte und Cornflakes in Schüsseln füllte erklärte ihr eine männliche Stimme wie armselig ihr Leben doch geworden sei. Diese Stimme kam aus dem Telefon welches sie mit schief gelegtem Kopf auf die Schulter presste. "David Ich habe drei wunderbare Kinder und ich werde sie über Weihnachten nicht alleine lassen." David C. Schmaltz war ein Werbefilmproduzent mit dem Sarah früher viel zusammen arbeitete. Seit sie sich aus familiären Gründen vom Film zurück zog hatten sie keinen Kontakt mehr. Weiß der Geier warum er ausgerechnet jetzt anrief. Sarahs Schauspielaktivitäten beschränkten sich auf die Laienspielgruppe des Birchplace Theater. Die Leitung hatte Meggie Higgins übernommen und ohne Unterlass gebettelt, dass die gestandene Schauspielerin Sarah Mitchell sich ihr anschloss. Sie sollte Glanz in diese Provinztruppe bringen und irgendwann ließ sich Sarah breitschlagen.
Trotz anfänglicher Skepsis machte es ihr mittlerweile sogar richtig Spaß. Sie hatte auch eigene Stücke beigetragen. "Sarah bist du noch dran?" Schmaltz sonore Stimme riß sie aus ihren Gedanken. "Ja bin noch da, du entschuldige Dave ich werde jetzt auflegen hier geht es drunter und drüber. Wie zum Beweis hielt sie den Hörer in Richtung Esstisch und forderte Robbie und Vicky dazu auf etwas rumzulärmen." blöde Ziege gib meine Cornflakes. " Affenkopf, " kam es zurück und sie hämmerten wie der Teufel mit dem Besteck auf den Tisch. Sarah musste aufpassen nicht in den Hörer zu. prusten.
Ihre Kopf ab Geste ließ beide verstummen. Also Dave es tut mir wirklich leid aber ich stehe nicht zur Verfügung.
" Okay Sarah reden wir Tacheles. Mach mir einen Vorschlag. Du weißt ich Zahl dir jede Summe."
"Du verstehst es nicht Dave oder?"
"Komm schon Sarah, dein Ex sitzt im Knast, deine immobilienfirma geht den Bach runter. Du brauchst die Kohle. Du spielst Theater mit Dorftrotteln. Sag mir nicht dass du dieses Leben liebst."
Da hatte er recht sie liebte es nicht, aber es war solide. Die Firma schwächelte etwas, aber das würde sich im Frühjahr wieder geben wenn die Touristen kamen. Sie hatte drei tolle Ferienhäuser oben in den Hills.
Eigentlich ein solides Leben mit solidem Einkommen, allerdings musste sie zugeben, fehlte ihr manchmal die große Bühne. "Also Sarah ich hab nicht viel Zeit. Ruf mich morgen an und sag mir wann du hier in L. A. sein kannst."
"Dave ich hab doch schon gesagt, dass ich nicht komme."
"Glaube mir, du wirst kommen."
Mit diesen Worten legte er auf.
Die verdutzte Sarah starrte minutenlang das Telefon an.
"Mum hier ist die Post."
"Danke Vicky." sie nahm sie entgegen und blätterte die Postwurfsendungen direkt in den Müll. Ganz unten lag ein Brief.
Er war von Schmaltz. Sie öffnete ihn und las: "Hallo Sarah ich wusste schon, dass ich dich nicht am Telefon überreden kann, also schrieb ich diesen Brief.
Es ist nicht einfach ein Brief sondern ein Angebot welches du nicht ablehnen wirst."
Mit freundlichen Grüßen
David.
Sie warf einen weiteren Blick in den Umschlag und holte einen Scheck hervor.
Er bot ihr vierhunderttausend Dollar für eine Woche und eine Rolle an.
Sie fiel fast in Ohnmacht.
David war nie für gute Gagen bekannt. Dieses Angebot hier schlug völlig aus der Art. Er schien es ernst zu meinen und Sarah kam nun doch gründlich ins Grübeln.
Das Geld konnte sie gut gebrauchen, aber was würde aus den Kindern? Über die Feiertage bekam man ziemlich schlecht einen Babysitter. Zudem musste sie ihnen Beibringen, dass sie Weihnachten ohne Mami verbringen würden.
Robbie und Vicky würden dass verstehen, aber die 6jährige Debbie wäre sicher nicht so begeistert. Auf dem Handy ploppte eine Nachricht auf.
Sie war von David. "Na konnte ich dich überzeugen? Das war übrigens nur eine Anzahlung. Es wartet noch ein solcher Scheck auf dich und zwar in L. A. Du müsstest morgen fliegen das Ticket ist hinterlegt. Nach der Landung erwartet dich mein Mitarbeiter und bringt dich ins Hotel. Es ist für alles gesorgt. "

Warum um alles in der Welt war er sich so sicher, dass sie kommen würde?

Sie musste unbedingt mit den Kindern sprechen, dass würde alles andere als leicht.

„Viktoria, Robert, Deborah Familiensitzung.“

Wenn sie die Kinder bei vollem Namen rief wußte jeder von ihnen, dass es hier um eine ernste Sache ging.

„Was gibt es Mum? Ist jemand gestorben, oder haben sie Daddy aus dem Knast gelassen?“

„Robbie? Halt die Klappe.“ Ihr mahnender Blick ließ den Jungen verstummen.

„Ihr wißt doch, dass ich mal als Schauspielerin gearbeitet habe.

Das war, bevor ich mich um das hier kümmern musste.“

Ihr kreisender Mittelfinger machte den Kindern unmissverständlich klar, dass sie der Grund für das Karriereende waren.“

„Wirfst du uns unsere Geburt vor?“

„Nein Vicky, hör zu.

Mein alter Produzent hat angerufen und mir Nachrichten geschrieben.

Er möchte mich unbedingt noch einmal engagieren und er zahlt mir Achthunderttausend Dollar.“

„Wow Mami herzlichen Glückwunsch das ist ja toll dann ziehen wir in eine riesen Villa in Hollywood ja?“

„Nein Robbie wir ziehen in keine Villa und auch nicht nach Hollywood.

Mal abgesehen davon, dass achthunderttausend in L.A. Nicht mal für einen Vorgarten reichen

hat die Sache einen Haken.

Ich müsste für eine Woche nach Los Angeles um den Film zu drehen.“

„Wo ist das Problem? Wir kommen zurecht Mami ich pass auf die Kids auf.“

„Genauer gesagt ich müsste morgen schon fliegen.

Ich wäre Weihnachten nicht bei euch.“

„Mum du darfst nicht weggehen es ist doch Weihnachten.“

Das hatte Sarah befürchtet.

Der Protest der kleinen Debbie ließ nicht lange auf sich warten.

„Liebling es ist nur dieses eine mal und ich kann mich zur Bescherung über Skype, oder whatsapp video melden. Für mich ist das eine menge Geld und du wolltest doch dieses riesige neue rosa Barbiemobil oder?“

Es war zwar Bestechung, aber diese zeigte Wirkung.

„Okay Mami, aber du rufst an ja?“

„Ja mein Schatz ich rufe an, versprochen.

Was ist mit euch beiden, wollt ihr auch ein rosa Barbiemobil?“

Robbie verzog angewiedert das Gesicht während Vicky belustigt vor sich hin kicherte.

„Kommt schon ich brauche ein einstimmiges Votum, sonst fliege ich nicht.“

Robbie und Vicky sahen sich an und verließen die Küche.

Sarah hob verwundert die linke Augenbraue.

„Hey, wird das jetzt ne Verschwörung?“

Robbie streckte den Kopf rein und winkte Debbie ebenfalls zu kommen.

Sie blieb für etwa Zehn Minuten allein in der Küche.

Sie würde fliegen egal wie das hier ausging, denn das Geld konnte sie einfach nicht ablehnen.

Trotzdem war es ihr wichtig die Kinder in den Prozess einbezogen zu haben.

Die Tür ging auf und bedächtig wie ein Tribunal, das über leben und tot zu entscheiden hatte schritten alle drei an den Küchentisch.

„Und wie hat die Jury entschieden?“

Nicht mal aus Debbies Gesicht konnte man etwas herauslesen.

Robbie räusperte sich.

„Das Komitee hat entschieden und die Vorsitzende Viktoria Mitchell wird nun die Entscheidung bekannt geben.“

Sie erhob sich langsam, streckte das Kreuz durch und atmete tief ein.

„Das Urteil des Komitees lautet wie folgt:

Mit nein haben gestimmt null.

Enthaltungen gab es keine.

Ja stimmen drei.“

„Ich danke dem hohen Gericht.“

Sarah machte einen Knicks und eine Verbeugung.

Damit war es also beschlossen, Sarah Mitchell betrat noch einmal die große Bühne.

„Vicky du wirst auf deine Geschwister achtgeben müssen.“

„Die ganze Woche?“

Ihr stand die Begeisterung ins Gesicht geschrieben.

„ Können wir nicht einen Babysitter engagieren?“

„Es ist schwierig einen zu finden, so kurz vor Weihnachten.

Du bist neunzehn und kannst ruhig etwas Verantwortung übernehmen.“

„Mami ich bin doch schon mit Mike verabredet. Das Konzert, hast du das vergessen?

Die Karten haben immerhin fünfzig Dollar das Stück gekostet.“

Das Konzert hatte sie wirklich vergessen.

„Das ist nur ein Konzert oder? Danach hättest du doch Zeit.“

Die Begeisterung wuchs ins unermessliche.

Der Gedanke, die Feiertage nur mit den Geschwistern zu verbringen war ihr alles andere als sympathisch.

Sarah war enttäuscht von ihrer eigenen Tochter gerade im Stich gelassen zu werden.

„Du hast zugestimmt, dass ich fliege ohne dir im klaren zu sein was es für dich bedeutet?“

„Es ist viel Geld wie konnte ich da nein sagen?

Du könntest locker ein Kindermädchen engagieren für diese Gage.“

„Es geht mir nicht ums Geld es geht um Verantwortung .

Außerdem vertraue ich meiner ältesten Tochter mehr als einer wildfremden Person.

„also gut ich werde für den einen Abend jemanden einstellen, aber dann übernimmst du die volle Verantwortung.“

Sarah erhob sich und verließ die Küche.

Ein untrügliches Zeichen für die Kinder, insbesondere Victoria, dass die Mutter keinen Widerspruch duldete.

Eine schöne Bescherung

am nächsten Morgen, standen die Koffer gepackt im Flur und alle warteten nur auf die Ankunft des Babysitters.

Da endlich, das erlösende Türklingeln.

Sarah öffnete und warf die Tür vor Schreck gleich wieder zu.

Viktoria bemerkte, das entsetzte Gesicht ihrer Mutter.

„Was ist Mami hast du einen Geist gesehen?“

„Viel Schlimmer, ein Elf der aussieht wie euer Vater.“

Eine tiefe männliche Stimme drang dumpf durch das Türblatt.

„Kann mich vielleicht jemand rein lassen? Ich frier mir die Nüsse ab.“

Debbie war ganz aus dem Häuschen.

„Daddy.“

Sarah öffnete erneut.

„Steve was tust du hier und was um Himmelswillen soll dieser Aufzug?“

„Entschuldige ich hab zwei Jobs und da jemand kurzfristig einen Babysitter brauchte bin ich von der Mall direkt hier her ohne mich umzuziehen.

Also was ist lässt du mich rein?“

„Auf keinen fall“, platzte es aus ihr heraus.

„Komm schon meine Füsse sind Eisklumpen.“

Sarah blickte unweigerlich nach unten und grinste.

„Haben Elfen keine gefütterten Stiefelchen?

Also gut du kannst dich kurz aufwärmen während ich einen ersatz für dich organisiere.“

„Danke sehr freundlich, aber gib dir keine Mühe, dass Büro ist unbesetzt. Alle im Weihnachtsurlaub.“ Er trat an ihr vorbei und ließ sich aufs Sofa fallen.

Sarah stapfte energisch hinterher.

„Ich werde auf keinen Fall dulden dass ein Knacki, auch wenn er der Vater ist, auf meine Kinder aufpasst.“

Sie hackte die Nummer regelrecht ins Telefon obwohl sie nur Wahlwiederholung hätte drücken müssen.

Es tutete unentwegt, aber es nahm niemand ab.

„Verflucht, was mach ich jetzt.“

Steve erhob sich mit der Tasse Kakao in der Hand die ihm Debbie zwischenzeitlich brachte.

„Keine Angst ich krieg das hin Liebling.“

„Nenn mich nicht so“, zischte Sarah.

„Entschuldige Schatz kommt nicht wieder vor.“ Er kicherte in sich rein.

„Hör mal Sarah, dieser Job gehört zu meinem Resozialisierungsprogramm.

Wenn ich das hinkriege darf ich gehen wohin ich will.“

Viktoria redete in ihrem eigenen interesse der Mutter ins Gewissen.

„Mami gib ihm ne Chance, immerhin hat er seine Strafe abgesessen.

Außerdem ist er nicht als Serienkiller bekannt sondern, als Betrüger.

Er hat Leuten Geld abgeknöpft, aber niemanden umgebracht.“

„Also schön ich hab ja wohl keine Wahl. Mein Flieger geht in zwei stunden.“

Sie trat dicht an Steve heran und funkelte ihn an.

„Wenn hier auch nur der leiseste Furz fällt, mein lieber dann sitzt du wieder ein.

Ich werde einen Bericht an deinen Bewährungshelfer schreiben, der dich in das tiefste Loch wirft, das sie in Birchplace county finden können.“

Steve wandte sich schmunzelnd an die Kinder: „Hey ich glaube sie liebt mich immer noch.

„Übertreib es nicht,“ zischte sie gereizt.

Sie verabschiedete sich liebevoll von den Kindern und verließ das Haus.

Da saß er nun, der Weihnachtself, den sie Daddy nannten und kratzte sich ausgiebig an unbeschreibbaren stellen.

Während Robbie und Viktoria aus sicherer Entfernung ihre skeptischen Blicke auf ihn warfen kuschelte sich Debbie an ihn.

Er nahm sie in den Arm und blickte vorwurfsvoll zu den anderen beiden.

„Hey kriegt euer alter Herr von euch keine Umarmung?“

Vicky stammelte verlegen während sie sich ihre Jacke anzog.

„Entschuldige Dad, aber ich bin verabredet, ihr kommt schon klar.“

Sie tätschelte ihm den Kopf und verließ ebenso das Haus.

„Daddy ich hab Hunger.“

„Dann wollen wir mal sehen was der Kühlschrank sagt.“

Während er in die Küche tapste klingelten leise die Glöckchen an seinen Elfenschuhen.

Robbie und Deborah blieben im Wohnzimmer zurück und warteten.

„Hey Deb magst du Fernsehen?“

Ihr Mund öffnete sich um zu antworten, aber es kam kein Ton heraus.

Ein Riesenkrach ließ sie beide zusammenzucken.

Sie stürmten in Richtung Küche von wo die Geräusche kamen.

Sie wußten nicht ob sie bei diesem Anblick lachen, oder besorgt sein sollten.

Steve saß vor der Spüle während rundherum scherben lagen die irgendwann mal Tassen und Teller waren.

Dieser Elf sah so mitleiderregend aus, dass beide schmunzeln mußten.

Debbie fand schließlich ihre Sprache wieder.

„Dad was hast du getan?“

„Na was wohl, ich wollte ein Sandwich machen.“

er wippte mit dem linken Fuss und die Glöckchen bimmelten leise.

„Das wird Mum, aber gar nicht gefallen.“

Jetzt kam auch Robbie wieder zu sich.

Stöhnend richtete Steve sich auf.

„Ah fickende Hölle lasst uns den mist hier aufräumen bevor eure große Schwester wieder kommt.

Debbie hielt sich erschrocken die Hand vor den Mund als hätte sie diese worte eben selbst gebraucht.

„Dad du sollst nicht so reden in Anwesenheit von uns Kindern.“

„Ach Robbie komm schon benutzt ihr solche Worte nicht jeden Tag in der Schule?“

Er schüttelte den Kopf.

„Okay, dann verzeiht mir ich komme gerade aus dem Knast und da fluchen sie schlimmer als alle sibirischen Waldarbeiter zusammen. Man gewöhnt sich irgendwie dran.“

„Schon gut, lass uns aufräumen.“

Da der Geschirrschrank fast komplett leer war hatten sie eine ganze Weile zu tun, aber schließlich fanden sie ein Ende.

Steve hockte sich auf einen Stuhl und atmete schwer.

„Okay, jetzt habe ich auch Hunger ich mach die Sandwiches.“

die Kinder machten ihren Standpunkt klar und hätte es einen Preis für synchronschreien gegeben hätten sie ihn gewonnen.

„Neeiiin.“

Steve fiel wie vom Orkan gepeitscht vom Stuhl.

Der Schreck saß ihm in den Gleidern.

„Schon gut, schon gut ich rühre die Küche nicht mehr an.“

Robbie ging zum Kühlschrank

„Ich mache uns Sandwiches und Kakao.“

„Ich helfe dir und Daddy setzt sich schön brav ins Wohnzimmer.“

So war es abgemacht und nachdem man ihm aufgeholfen hatte wurde er unter protest durch die Tür bugsiert.

„Hey habt ihr vielleicht ein Bier für mich? Von Kakao kriege ich immer Sodbrennen.

Debbie brachte ihm ein Bier und tauschte die Elfenschuhe gegen bequeme Pantoffeln ein.

„Danke mein Schatz diese Koboldlatschen sind nicht gerade bequem.“

„Du bist kein Kobold, Daddy.“

Er blickte sie fragend an.

„bin ich nicht?“

„Nein.

Es gibt Elfen, Kobolde, Wichtel, Heinzelmännchen, Zwerge.“

verunsichert blickte er sie an.

„Und was bin ich?“

„Du bist ein Wichtel.

Ein ziemlich tolpatschiger obendrein.“ Sie kicherte vergnügt und ging wieder in die Küche.

Steve wartete bis sich die Tür hinter ihr schloss und zückte sein Handy um eine Nachricht zu schreiben.

Paket ist gelandet kann heute nacht abgeholt werden.“

Das Telefon verchwand so eben noch in seiner grünen Jacke, als die Kinder mit den Sandwiches durch die Tür kamen.

„Heeyyy das sieht ja toll aus dann lasst uns die Bäuche vollschlagen und fernsehen.“

sie setzten sich neben ihn aufs Sofa und schmatzten vor sich hin während der Kojote zum gefühlt tausendsten mal den Abhang hinunter stürzte.





Die Offenbarung

Es war schon relativ spät, als Viktoria zur Tür reinkam.

Da saßen sie nun aneinander gelehnt auf dem Sofa und schliefen den Schlaf der gerechten.

Sie schlich auf Socken in die Küche um noch etwas zu trinken.

Als sie den Küchenschrank öffnete fand sie...nichts.

Sie schlich zurück ins Wohnzimmer wo die drei noch immer friedlich schlummerten.

Vicky schlich sich vorsichtig heran und versuchte Robbie zu wecken.

„psst Robbie...hey.“

Nur mühsam gelang es ihr den schlafenden Bruder in die Realität zu holen.

„Was ist denn? Mami ich hab Ferien, lass mich schlafen.“

„Ich bin nicht Mami, sondern Vicky und ich möchte wissen wo unser Geschirr ist.

Das elektrisierte Robbie und er sprang auf.

Gerade so, dass die anderen beiden nicht wach wurden und zerrte Vicky in die Küche.

„Daddy wollte Sandwiches machen und hat dabei irgendwie den Küchenschrank leer geräumt.

Es ist alles kaputt.“

Vicky hob entsetzt und ungläubig die linke Augenbraue.

„Das gesamte Geschirr?“

„Nein warte, der hier hat überlebt.“

Er reichte ihr eine Untertasse.

„Verdammt, ich wollte ein Glas Wasser trinken und keinen feuchten Teller ablecken.

Fünf stunden war ich weg und schon bricht das Chaos aus. Mum wird mir mindestens beide Ohren abreißen.“

Sie ging zurück ins Wohnzimmer um Debbie in ihr Bett zu bringen.

Gerade hatte sie das Kind behutsam von Steve entfernt als plötzlich ein Telefon Sinatras „come fly with me“ dudelte.

Während sich Die sechsjährige auf ihrem Arm räkelte, sprang Wichtel Steve vom Sofa auf und tastete sich hektisch ab um sein Handy zu finden.

„Muss da rangehen, sorry,“ murmelte er und verschwand nach draußen.

Vicky schüttelte verständnislos mit dem Kopf und brachte Debbie nach oben.

Als sie die kleine zugedeckt und das Zimmer verlassen hatte ging sie zum Erker und blickte nach unten. Sie konnte sehen wie Steve hektisch mit den Armen gestikulierte.

Leise öffnete sie eines der Klappfenster und lauschte.

„Hör zu Harold du kannst mich in zwei stunden abholen und dann verschwinden wir von hier.

Sarah ist nicht zuhause und die anderen werden schlafen.

Ich habe keine Lust länger als nötig hier zu verweilen. Die Bullen suchen sicher schon nach mir.

Ja du bekommst deinen Anteil das hab ich doch versprochen.

Fünfundvierzig? Hey es waren 20 ausgemacht und keinen Cent mehr.“

Steve hatte aufgelegt.

„Von wegen Resozialisierungsprogramm, du Arschloch.“

Vicky war in Alarmbereitschaft.

Sie schloss das Fenster und ging nach unten.

„Robbie geh bitte ins Bett.“

„Aber ich bin nicht...“ Er kam nicht weiter.

„Ins Bett.“

Vickys zischen brach jeden widerstand. Das hatte sie von der Mutter geerbt.

Als Ihre jüngeren Geschwister im Bett waren setzte sie sich neben ihren Vater.

„Na Daddy wie war der Abend?“ Sie grinste zähnefletschend.

„Möchtest du mir eine Standpauke wegen dem Geschirrschrank halten?

Keine sorge liebes ich erstze euch den Schaden.“

„Oh ja davon bin ich überzeugt, aber sag mal wer ruft dich nachts um halb drei an?

Im übrigen ist Sinatra nicht gerade für Klingeltöne geeignet.“

„Erstens geht dich nichts an und zweitens war ich schon immer ein Fan von the Voice.“

„Und wo fliegen,“ Sie zeigte Gänsefüßchen. „The Voice“ und du heute nacht hin?“

Ein Anflug von Unsicherheit huschte über sein Gesicht.

„Ins reich der Träume wenn du nichts dagegen hast.“

Demonstrativ legte er sich auf die Couch und schloss die Augen.

„Gut, dann werde ich jetzt den Alarm einschalten.“

„Mach das kleines, schlaf gut.“ Er stand auf und küsste sie auf die Stirn.

„Du auch Daddy.“

Bevor sie die Treppe hinaufsteigen konnte räusperte er sich nochmal.

„Ach schatz sei so lieb und gib mir den Sicherheitscode. In eurem Haus herrscht doch Rauchverbot und daran möchte ich mich halten.“

„In der Küche steht ein Aschenbecher, den wirst du wohl finden ohne Das Haus in Schutt und Asche zu legen oder?“

„Schon gut, danke Schatz. Nochmals gute Nacht.“

Das war gar nicht gut für Steve.

Er hatte überhaupt nicht an die Alarmanlage gedacht.

Er musste irgendwie aus dem Haus kommen ohne den Krachmacher auszulösen.

In Windeseile wäre die Polizei hier und er ist nicht aus dem Knast abgehauen um sich wieder schnappen zu lassen.

Als scheinbar alle schliefen suchte er nach einer Möglichkeit zu entkommen.

Offensichtlich deckte die Anlage alle Türen und Fenster ab und ein entkommen war unmöglich wenn man sie nicht deaktivierte.

„Komm schon Steve denk nach,du bist aus einem weitaus strenger bewachten Gefängnis abgehauen.“ Weihnachten sind wir in Kanada.

Er schlug sich mit der flachen Hand gegen die Schläfe, als könne er damit irgendwelche Gedächtnisreserven aktivieren.

Weihnachten?“ „Der Kamin.“

Diese Häuser waren in der Regel gut geschützt, aber niemand rechnete mit Einbrechern die durch den Kamin kamen und schon gar keine Flüchtlinge die durch selbigen hinaus stiegen.

Er beugte sich hinein und leuchtete mit der Handytaschenlampe nach oben.

Es gab keine Trittleiter an der Wand wie in manchen Schornsteinen üblich, also würde er sich mühsam nach oben hangeln müssen. Das würde ihn eine Menge kraft kosten, aber wenn er erstmal draussen war hatte er noch eine Stunde bis Harold ihn abholte.

Genug Zeit sich auszuruhen und zu überlegen wie er vom Dach kam.

Ihm fiel auf, dass er immer noch die Pantoffeln trug.

Damit würde er sicher nicht nach oben kommen.

Die Elfenschuhe waren auch nicht viel besser, aber die konnte er wenigstens komplett über den Fuß ziehen. Die Sohle war aber extrem rutschig. Bevor er auf die Reise ging schlich Steve in die Garage und suchte etwas hilfreiches. Ein paar Saugnäpfe wie er es in einigen Comics gesehen hatte, aber er vermutete, dass diese eher unpraktisch sein würden. Sich immer wieder festzusaugen und mühsam loszureißen kostete noch mehr kraft und Zeit. Er brauchte eine andere Lösung.

Doppelseitiges Klebeband. Nicht perfekt, aber immerhin würde er wenn er sich gegen die Wand stemmte genug Grip erhalten und nach oben kommen. Natürlich würde sich die Klebefläche mit jedem Schritt derart verschmutzen, dass es nutzlos wurde. Er würde es erneuern müssen.

Steve nahm davon mit was er tragen konnte, ausserdem ein Seil an dem er sich auf irgendeine Weise vom Dach abseilen konnte. Er hatte noch keine Ahnung wie das von statten gehen sollte.

Mit Sack und pack und Elfenschuhen hangelte er sich die Kaminwand hoch Er musste ziemlich viel Kraft aufwenden da es keinen wirklichen halt gab.Das schwerste war, mit den Beinen nach oben zu kommen. Dazu beklebte er sich die Hände und zog sich hoch. Während er die Beine anwinkelte um sie an die Gegenüberliegende Wand zu bekommen löste sich das Klebeband und er rutschte kopfüber nach unten. Da der Mensch gerade in Momenten der Angst und des Schreckens tiefe Atemzüge macht schluckte Steve einen großen Teil Asche und begann schrecklich zu husten.

„Verdammt das wars.“

Jeden Moment würden die Kinder kommen und ihn fragen warum er im Kamin schläft.

Die Frage wäre berechtigt und er hatte keine wirkliche Antwort parat.

Als der Husten langsam abflachte bemerkte Steve, dass nichts geschehen war.

Das Haus blieb ruhig.

Hatte ihn wirklich niemand gehört?

Er wartete noch zehn minuten bevor er den nächsten Versuch startete.

Dieses mal stellte er sich geschickter an und sobald er sich im Schornstein verkeilte konnte er sich Stück für Stück nach oben schieben.

Der Weg war mühsam aber nicht lang trotzdem hatte er ein wichtiges Detail nicht erkennen können.

Sarah hatte die Öffnung mit einem Gitter abdecken lassen da sich oft Eichhörnchen zutritt verschaft hatten. Dieses Gitter ließ sich nur von außen mit einem Schraubendreher abnehmen. Er hätte es leicht mit dem Fuss wegtreten können, aber er brauchte Arme und Beine um sich feszuhalten.

„Oh Sarah Ich verfluche dich.“

Als eine Rauchfahne an ihm vorbeischwirrte und sein Hintern eine gewisse wärme verspürte dämmerte ihm. Ein Blick nach unten sagte ihm, dass wohl jemand Feuer gemacht hatte.

Damit nicht genug sang plötzlich Marilyn Monroe „hurry down the Chimney tonight“ von unten herauf.

„Vicky bist du verrückt geworden? Willst du mich räuchern?“ Er hustete abermals und der rauch wurde heftiger. Es schüttelte ihn so sehr, dass er schließlich den Halt verlor und nach unten raste.

Er sah sich schon in flammen aufgehen, aber bevor er aufschlug goß jemand einen Eimer Wasser in den Kamin.

Er knallte auf das noch warme Holz und die Pampe spritze.

Das Bein tat ihm weh, aber er war am Leben.

Als Steve sich den Schlamm aus den Augen wischte blickte er in drei, teils belustigt, teils verärgerte Gesichter.

„Tut mir Leid ich wollte noch Kippen kaufen gehen.“

„du solltest dir das rauchen abgewöhnen.“

Diese Stimme kam ihm bekannt vor. Es war keines von den Kindern.

„Sarah?“

„Ja ich bins du Verdammtes Arschloch.“

Jetzt trat sie soweit vor dem Kamin, dass er sie sehen konnte.

„Du siehst leicht sauer aus Schatz.“

„Wenn du nicht so mistig wärst hätte ich dir eine gedonnert du Dreckskerl.

Ich weiß alles Steve. David in die Nummer mit rein zu ziehen war echt mies.

Deine Flucht endet hier, die Polizei ist gleich da.“

„Es tut mir leid, dass ich euch das alles zugemutet habe, aber ich musste raus aus diesem Loch.“

„Da musst du leider wieder hin zurückkehren.

Draußen waren Sirenen zu hören und kurz darauf klingelte es.

„Vicky geh und öffne die Tür.“

Als zwei Beamte das Wohnzimmer betraten, hatten sie mühe nicht laut loszulachen.

„Mensch Stevie bist du das?“ Steve nickte nur verlegen.

„Was machst du im Kamin?“

„Ich wollte ihn von innen tapezieren und jetzt hilf mir raus hier Bill.“

Sie zogen ihn hoch und legten Handschellen an.

Die Glöckchen klingelten leise als man ihn zum Auto führte.